Massiver Biodiversitätsrückgang in Schweizer Wiesen

Forschende der Agroscope haben alte Feldaufnahmen aus den Jahren 1884 bis 1931 entdeckt. Dank diesen Daten können sie nun zeigen, wie stark die Biodiversität in den Wiesen und Weiden abgenommen hat.


Dass die Biodiversität im Landwirtschaftsland massiv zurückgegangen ist, ist zumindest all jenen klar, welche die Wiesen, Obstgärten und Hecken in den 50er- oder 60er-Jahren noch erlebt haben. Die Zahl der Heuschrecken sei damals bestimmt 20-mal höher gewesen als heute, erinnerte sich ein Forscher vor einigen Jahren in einem Interview in Ornis. Auch die Pflanzenvielfalt war grösser. Doch Studien dazu gibt es nur wenige; das Biodiversitätsmonitoring mit 500 gut untersuchten Flächen läuft erst seit 2001.

Dank eines kürzlich von Agroscope entdeckten und historisch einmaligen Datensatzes lässt sich nun aber zumindest der floristische Artenschwund auf Schweizer Wiesen und Weiden im letzten Jahrhundert empirisch belegen. Der Datensatz enthält Pflanzenerhebungen aus den Jahren 1884 bis 1931 von 277 Standorten. Dies machte sich ein Forschungsteam der ZHAW zunutze und besuchte dieselben Standorte erneut. Auch diesmal zählten die Forscher/innen die vorhandenen Pflanzenarten nach genau derselben Methode.

Das Ergebnis: Der Verlust an Biodiversität ist massiv, und zwar auf allen Höhenlagen. Schweizweit ging die durchschnittliche Zahl der Pflanzen­arten in Wiesen und Weiden (also ohne Ackerland) um 26 % zurück. Im Mittelland beträgt der Rückgang gar 40 %. Und selbst in den Alpen auf über 2000 m ü. M. musste ein Biodiversitätsrückgang von 11 % festgestellt werden.

Angesichts der Tatsache, dass die Bio­diversität auf dieser Höhe mit fortschreitendem Klimawandel derzeit steigen müsste, ist auch dies ein beängstigendes Resultat.

Wer sich also nur auf die Zahlen der letzten 30 Jahre beruft und meint, der Biodiversitätsverlust sei doch gar nicht so gross, negiert die Tatsache, dass die grosse Agrarrevolution schon viel früher stattfand. Mit massivem Einsatz von Kunstdünger, Kraftfutter, Pestiziden und grossen Maschinen läutete sie schon zwischen 1950 und 1980 das Ende der vielfältigen, kleinstrukturierten Landwirtschaft ein.

S. Widmer et al. (2025) in: Global Change Biology. doi.org/10.1111/gcb.70529

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