Ein Leben für die Natur

François Turrian, der langjährige «Directeur romand» und stellvertretende Geschäftsführer von BirdLife Schweiz, geht in Pension. BirdLife und die Natur in der Westschweiz verdanken ihm sehr viel. Hommage an einen bekannten und erfolgreichen Naturfreund und -schützer.


Raffael Ayé

08.12.2025, Ornis 6/25

Ende November ging für BirdLife in der Westschweiz mit der Pensionierung von François Turrian eine Ära zu Ende. François arbeitete fast 25 Jahre lang für BirdLife Suisse. Er war der erste Leiter des BirdLife-Naturzentrums La Sauge und der erste Geschäftsführer von BirdLife in der Romandie.

 Als François seine Arbeit bei BirdLife aufnahm, bestand das Naturzentrum lediglich aus einem Gebäude, zwei Teichen und drei Beobachtungsstationen. Die Arbeit begann in einem kleinen Team von nur zwei Personen: François und seinem Stellvertreter. Dank seiner Kompetenzen und seiner Ausstrahlung trug François zum grossen Erfolg des BirdLife-Naturzentrums La Sauge bei, das heute ein bekannter und wichtiger Treffpunkt für spannende Entdeckungen in der Natur, für Bildung und Begegnungen ist. Jedes Jahr besuchen etwa 15 000 Menschen diesen aussergewöhnlichen Ort.

François hat massgeblich dazu beigetragen, BirdLife in der Westschweiz zu etablieren, einen starken Mitgliederzuwachs zu erzielen und die ersten lokalen Vereine sowie die Groupe Ornithologique du Bassin Genevois (GOBG), unseren ersten Kantonalverband in der Westschweiz, zusammenzuführen. Er hat die «Formation romande en ornithologie» (FRO) ins Leben gerufen und wie kein anderer geprägt. Mit der FRO haben BirdLife und Nos Oiseaux bisher rund 500 Personen eine ausgezeichnete Ausbildung in Ornithologie auf zwei Niveaus ermöglicht.

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François trat und tritt sehr häufig in den Medien auf, um den Menschen die Natur näherzubringen, hier in einer Sendung von RTS. © RTS
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François gratuliert der 150 000. Besucherin des BirdLife-Naturzentrums La Sauge.


François gründete auch das «Info BirdLife Suisse», unsere Westschweizer Zeitschrift. Er pflegte eine enge Zusammenarbeit mit Akteuren aus der Region – beispielsweise mit der Association de la Grande Cariçaie, den Gemeinden der Region und den Kantonen. Weiter setzte er sich konkret für die Biodiversität im Siedlungsraum, für die Uferschwalbe und für viele andere Arten und Lebensräume ein.

François übernahm auch die undankbare Aufgabe, auf Beeinträchtigungen der Natur durch Infrastruktur-, Energie- oder andere Bauprojekte hinzuweisen. Und er schlug Korrekturen an Projekten vor, die Investoren und Politiker/innen als abgeschlossen und endgültig betrachteten. Wer schon einmal ein solches Projekt begleitet hat, weiss, wie anspruchsvoll diese Aufgabe ist. François hat sie all die Jahre mit Ausdauer und Energie erfüllt. Dadurch konnten viele Beeinträchtigungen der Natur vermieden oder zumindest verringert werden.

Inauguration La Sauge Birdlife
François anlässlich der Einweihung des BirdLife-Naturzentrums La Sauge 2001 mit Carl’Antonio Balzari (stv. Zentrumsleiter), Philippe Roch (ehem. BAFU-Direktor) und Claude Roulin (ehem. Gemeindepräsident von Cudrefin).
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François bei der Einweihung einer neuen Uferschwalben-Brutwand, mit Laurent Dorthe (Direktor der Kiesgrube) und Jaqueline de Quattro (ehem. Staatsrätin, VD). © J. B. Sieber


Monsieur Biodiversité


Ein besonderes Anliegen von François Turrian war die Sensibilisierung der Öffentlichkeit. Sie erfolgte im BirdLife-Naturzentrum La Sauge und in den ornithologischen Kursen, aber insbesondere auch in den Medien. Er verfasste unzählige Publikationen und Pressemitteilungen und gab wahrscheinlich Tausende von Interviews – für Zeitungen, Radio und TV.

François hat ein bemerkenswertes Talent dafür, einem breiten Publikum ökologische Zusammenhänge zu erklären. Als «Monsieur Jardinier» hat er gar eine eigene Kolumne im Radio RTS la première. In jeder Ausgabe versteht er es, neue spannende Aspekte der Natur zu finden und zu präsentieren. Dabei teilt er seine Freude an der Natur, aber auch seine Sorge um ihre Zukunft. Seine Sendungen werden von den Hörer/innen sehr geschätzt. Diese Fähigkeit und Qualität, die Begeisterung für die Natur zu teilen, möchte BirdLife hier besonders hervorheben: François Turrian ist so zum «Monsieur Biodiversité» in der Westschweiz geworden.

Eine kleine Anekdote dazu: Als 2018 der gesamte Bundesrat das BirdLife-Naturzentrum La Sauge besuchte, wandte sich Bundesrat Guy Parmelin an François und sagte: «Ich habe schon viel von Ihnen gehört und freue mich, Sie endlich kennenzulernen.» Parmelin zu François – und nicht umgekehrt!

François Turrian hat BirdLife in der Westschweiz bekannt gemacht. Fast 25 Jahre lang war er das Gesicht von BirdLife in der Westschweiz. Er hinterlässt grosse Fussstapfen.


Dr. Raffael Ayé ist Geschäftsführer von BirdLife Schweiz.

Der Nachfolger 


Der Nachfolger von François Turrian steht fest: Es ist Sylvain Antoniazza. Wir werden ihn in der nächsten Ausgabe von Ornis vorstellen.

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