Eine schöne Bilanz!

BirdLife-Naturjuwelen. Die Bilanz des Projektes «BirdLife-Naturjuwelen» kann sich sehen lassen: 150 kleine bis sehr grosse Naturschutzprojekte wurden von den Sektionen mit Unterstützung durch die Kantonalverbände und BirdLife Schweiz umgesetzt.


An 150 Orten in der ganzen Schweiz blüht die Natur auf – neue naturnahe Biotope sind entstanden, Hecken wurden gepflanzt, Waldränder aufgewertet oder ganze Teichlandschaften ausgehoben. Während die einen Projekte zum Ziel haben, den Siedlungsraum ökologisch aufzuwerten, sind andere im Landwirtschaftsland oder im Wald angesiedelt. 

Bei den «BirdLife-Naturjuwelen» zeigt sich sich die besondere Stärke von BirdLife mit seiner lokalen bis weltweiten Verankerung exemplarisch: Konkrete kleine bis grosse Naturschutzprojekte können rasch und effektiv umgesetzt werden. Die Kantonalverbände und BirdLife Schweiz helfen unterstützend mit, sowohl fachlich als auch bei der Suche der Finanzen. 

Bis heute wurden beispielsweise 224 Bäume und über 5500 Sträucher gepflanzt, 226 Kleinstrukturen gebaut und fünf Trockensteinmauern erstellt. 15 neue Tümpel sind entstanden, wie auch 2,6 ha Buntbrachen und Blumenwiesen sowie 0,25 ha Ruderalflächen. Dies ist nur eine Momentaufnahme, da noch nicht alle Massnahmen umgesetzt sind. 

BirdLife Schweiz bedankt sich ganz herzlich bei den Sektionen und Kantonalverbänden wie auch bei den Grundeigentümern und Geldgebern wie z. B. Stiftungen für die gute Zusammenarbeit! Auf der unten stehenden Website sind die meisten Naturjuwelen vorgestellt; die folgenden Seiten geben ebenfalls einen kleinen Einblick.

Hellikon (AG)

Aufwertung des Reservats Wabrigholde

Der Naturschutzverein Hellikon wertete gemeinsam mit BirdLife Aargau das Reservat Wabrigholde nordöstlich von Hellikon auf. Es besteht zur Hälfte aus einer Magerwiese, die durch Hecken und Trockensteinmauern gut strukturiert ist. Die andere Hälfte umfasst einen Lungenkraut-Buchenwald mit einem lichten Föhrenwäldchen. Aus botanischer Sicht muss vor allem die Berg-Aster hervorgehoben werden, die an den Waldrändern zu finden ist. Da sie vom Spätsommer bis in den Herbst hinein blüht, ist sie eine wichtige Nahrungsquelle für spät fliegende Schmetterlinge. Gefördert werden soll hier aber auch der selten gewordene Grauspecht. Im Reservat, das von BirdLife Aarau auch dank der Mitfinanzierung durch die Stiftung salzgut.ch erworben werden konnte, übernimmt der NSV Hellikon weiterhin die Pflege eines Teils der Parzelle, ein Landwirt aus dem Dorf bewirtschaftet den anderen Teil. Bereits konnten zudem erste grössere Aufwertungsmassnahmen umgesetzt werden. So wurde beispielsweise der Waldrand buchtig gestaltet. Am Wiesenrand wurden Steinhaufen freigelegt, um den Übergang zwischen Wald und Wiese ökologisch aufzuwerten.

BL100 92

Gümligen (BE) © NVV Muri-Gümligen-Rüfenacht

Gümligen (BE)

Eine Neuntöter-Weide am Gümligenberg

Die BirdLife-Sektion NVV Muri-Gümligen-Rüfenacht hat Gebüschgruppen und einen Waldrand aufgewertet und eine Weide angelegt. Diese grosse Weide wird nur extensiv genutzt. Dank den Wildrosenbüschen und den verschiedenen Blütenpflanzen- und Gräser-Arten bietet sie einen Lebensraum für seltene Arten wie Zauneidechse und Neuntöter. Die Fläche wird weiterhin landwirtschaftlich extensiv genutzt und vom Landwirt mit Unterstützung des NVV Muri-Gümligen-Rüfenacht gepflegt. Dabei wird auch das invasive Berufkraut regelmässig gejätet.

Fischingen (TG)

Über 20 neue Amphibienweiher

Die Sektion NaturPlus-Fischingen hat mehr als 20 Lehmtümpel mit einer Fläche von je 2 bis 8 m2 für Gelbbauchunken und Fadenmolche neu angelegt. Die Tümpel befinden sich in einer ehemaligen Kiesgrube und in der näheren Umgebung. Zusätzlich wurden 40 Pflasterwannen vergraben, in denen sich die weit über 100 Unken, über 20 Fadenmolche wie auch Ringelnattern sehr gerne aufhalten. Zusätzlich konnten im Januar 2023 bereits drei Lehmtümpel mit einem Bagger angelegt werden. Im Januar 2024 wird es erneut die Möglichkeit geben, zwei bis drei zusätzliche Weiher zu bauen. In der Kiesgrube finden sich bereits zahlreiche Tierarten, so z. B. auch Feuersalamander, Zaun- und Waldeidechse, Blindschleiche oder die seltene Eingestreifte Quelljungfer. Beeindruckend ist auch die Vielfalt an Schmetterlingsarten, darunter Kaisermantel, Admiral und Damen- oder Schachbrettfalter.

BL100 113

Bachsertal (ZH) © NV Bachsertal

Bachsertal (ZH)

Aufblühen im Bachsertal

Der NV Bachsertal motiviert landwirtschaftliche Betriebe und Landbesitzende, die Biodiversität durch Anlegen von Blühstreifen, Rotationsbrachen, Buntbrachen oder artenreichen Heuwiesen zu fördern. Dafür wurde das Projekt «Aufblühen im Bachsertal» ins Leben gerufen. Die Aktion will unter anderem sichtbar machen, was die Landwirtschaft zur Biodiversität beitragen kann. Das Bachsertal blüht tatsächlich bereits auf: Insgesamt 190 Aren sind schon zu Trittsteinen für die Biodiversität geworden, das entspricht der 1,5-fachen Fläche des Zürcher Sechseläutenplatzes. Sieben Bauern beteiligen sich bisher am Projekt. Neben Buntbrachen haben sie zum Beispiel einen drei Meter breiten Blühstreifen angesät, der eine ganze Kuhweide durchquert. Es sind auch Rotationsbrachen geplant, bei denen die Flächen – ähnlich wie bei der Dreifelderwirtschaft – im Turnus anders bepflanzt werden. 

Bernadette Weidmann vom NV Bachsertal, eine der Initiantinnen und Initianten des Projekts, ist begeistert von der Vielfalt, die sich bereits eingestellt hat: «Es zirpt, trillert und raschelt. Das macht uns erst bewusst, wie viel Leben um uns herum sein kann, auf das wir achtgeben müssen.»

BL100 162

Siebnen (SZ) © BirdLife Siebnen

Siebnen (SZ)

Sträucher für die Vögel

BirdLife Siebnen und Umgebung hat eine 60 Meter lange Hecke gepflanzt, um einen Waldrand gezielt aufzuwerten und dadurch auch für Vögel attraktiver zu machen. Zuerst wurde in Zusammenarbeit mit jungen Jägern der Waldrand ausgelichtet; ein Bagger lockerte die Erde auf. Danach wurden zahlreiche wertvolle einheimische Sträucher gepflanzt, die nun gepflegt werden.

Landquart (GR)

Pflegeeinsätze mit Studenten

Der Vogelschutz Landquart hat an drei Standorten zusammen mit ca. 20 Studierenden und Mitarbeitenden der Pädagogischen Hochschule Graubünden Pflegeeinsätze durchgeführt, um Trockenwiesen und Biotope aufzuwerten. Neben der Förderung der Biodiversität war es den Freiwilligen der BirdLife-Sektion wichtig, etwas von ihrem Wissen und ihrer Freude über die Vielfalt der Natur mitgeben zu können. Am ersten Standort schichteten die Hochschulangehörigen Äste zu Kleinstrukturen auf und pflanzten Sträucher. Der zweite Standort ist eine Magerwiese von nationaler Bedeutung, die im Vorfeld entbuscht worden war. Am Einsatztag sammelten die Hochschulangehörigen das Schnittgut und schichteten es zu Kleinstrukturen auf; dank der Pflege soll auch eine artenreiche Niederhecke entstehen. Der dritte Arbeitsort war die Pflege einer artenreichen Hecke in Mastrils. Die Massnahme scheint bereits zu wirken: Die Vereinsmitglieder hörten einige Monate später bei einer Kontrolle der Hecke plötzlich das raue, leise Schwatzen des Neuntöters.

Münchenbuchsee (BE)

Förderung seltener Holzkäferarten

Der NVV Münchenbuchsee und Umgebung hat eine 1200 m2 grosse, südexponierte und vom Eigentümer gerodete Waldrand-fläche bepflanzt, um die Entwicklung eines gestaffelten Waldrands mit verschiedenen Pflanzenschichten anzustossen. Die Auswahl der Pflanzen wurde gezielt getroffen, um seltene Holzkäferarten wie etwa den Goldhaarigen Halsbock zu fördern. Die Fläche grenzt an ein Biotop mit Weiher, Seggenried, Mähwiesen und Hecken. Die Bepflanzung erfolgte in drei Schichten: 

Es wurden 84 Stauden wie Süssdolde oder Wilde Möhre gepflanzt, ebenso 288 Sträucher wie Felsenbirne, Els- und Mehlbeere. Hinzu kamen 54 wärmeliebende Bäume wie Linde und Espe. Überdies legte die BirdLife-Sektion zahlreiche Asthaufen an und förderte offene Bodenstellen. Gleichzeitig hat die Gemeinde einen angrenzenden Kugelfang mit Teich und Wiesen saniert und ökologisch aufgewertet.

BL100 146

Der «Bächel» von oben. © BirdLife

Unterkulm (AG)

Renaturierung und Vernetzung des Gebiets Bächel

Das Gebiet «Bächel» oberhalb von Unterkulm umfasst Wiesen, Weiden, Hecken, Gehölze und den Quellbereich mehrerer Bäche. In den letzten 30 Jahren wurde die Nutzung extensiviert und der Bächel sanft renaturiert. In den Dornenhecken brütete oft der Neuntöter. Die Böschungen bieten Zauneidechsen und Blindschleichen sowie den seltenen Glühwürmchen einen Lebensraum. Die Pflege umfasst das periodische Auslichten der Uferschutzstreifen, eine selektive Pflege der artenreichen Hecken und ihrer Säume und den Schutz einzelner Bäume. Mit einer extensiven Mäh- und Weidewirtschaft, der Schaffung von Kleinstrukturen und einer Aufwertung der Waldränder wird die Vernetzung mit den umliegenden Gebieten gefördert. Seit 2022 ist der Bächel ein «BirdLife-Naturjuwel». Dank fachlicher und finanzieller Unterstützung durch BirdLife Schweiz und Aargau kann nun der NV Unterkulm noch mehr Fördermassnahmen ergreifen.

Altendorf (SZ)

40 Nistkästen für Mauersegler

Die Sektion NVS Kohlmeise Altendorf hat 40 Mauersegler-Nistkastenbausätze gekauft und im Winter 2021 mit Schülerinnen und Schülern zusammengebaut. Im Frühling 2022 wurden die fertigen Nistkästen gemeinsam aufgehängt.

BL100 153

Dornach (SO) © NV Dornach

Dornach (SO)

Natur statt Panzer

Der NV Dornach konnte im Jahr 2020 im Gebiet Chrüzräbe/Chrüzacker auf Dugginger Gemeindegebiet von der Armee Parzellen mit Panzersperren kaufen, um sie für die Natur aufzuwerten. Entlang der historisch interessanten Panzersteine entstehen nun reichhaltige Hecken, die Insekten, Vögeln und Kleinsäugern Verstecke, Vernetzungslinien und Nahrungsquellen bieten. Aufkommende Waldbäume wurden auf Stock gesetzt; bereits bestehende Sträucher wurden freigestellt und 80 neue Sträucher wurden gepflanzt. Fun fact: Kurz vor der Pflanzaktion wurde von Schülern einer nahen Schule der äusserst seltene Schlehen-Prachtkäfer entdeckt. Es besteht die Hoffnung, dass die neue Hecke dem Käfer einen erweiterten Lebensraum bietet. Der Verein hofft zudem, dass die Zaunammer bald im Gebiet zu brüten beginnt und das Mauswiesel die neu erstelle Wieselburg entdecken wird.

Jetzt Ornis abonnieren und weiterlesen!

Ornis ist die Zeitschrift über Vögel, Natur und Naturschutz. Entdecken Sie 6-mal im Jahr wunderbar bebilderte Berichte, Reportagen aus dem In- und Ausland, Portfolios und vieles mehr!

Jetzt Ornis abonnieren und weiterlesen!