Danke für alles, Suzanne!

Stabwechsel im BirdLife-Präsidium. Nach neun Jahren als Präsidentin von BirdLife Schweiz hat Suzanne Oberer das Amt am 26. November 2023 an Thomas Lüthi weiter­gegeben. BirdLife dankt Suzanne Oberer ganz herzlich für ihren immensen Einsatz für die Biodiversität!


Als Suzanne Oberer am 30. November 2014 zur Präsidentin von BirdLife Schweiz gewählt wurde und damit Ruedi Aeschbacher ablöste, war sie in der fast 100-jährigen Geschichte des Verbandes die erste Frau in dieser Position. Eigentlich hatte sie dies gar nicht vorgehabt, denn erst im März des gleichen Jahres hatte sie das Präsidium des Basellandschaftlichen Natur- und Vogelschutzverbands (BNV) abgegeben – und sich eine Ruhepause gewünscht. Zum Glück für BirdLife entschied sie sich dann doch um und begann, sich mit vollem Herzblut und Einsatz für BirdLife Schweiz auf der nationalen Ebene einzusetzen.

Die gemachten Erfahrungen beim BNV mit Naturschutzkampagnen wie «Das Baselbiet beflügeln» halfen ihr dabei natürlich sehr. So war es für sie nur folgerichtig, dass 2015 die BirdLife-Kampagne «Biodiversität im Siedlungsraum: Natur vor der Haustüre» startete. Suzanne Oberer motivierte die BirdLife-Familie oft vor Ort mit Projektbesuchen und an Delegierten- und Generalversammlungen. Ab 2020 stand die BirdLife-Kampagne unter dem Motto der «Ökologischen Infrastruktur», dem für die nächsten Jahre wichtigsten Naturschutzthema der Schweiz. Und mit dem 100-Jahre-Jubiläum des Verbands im Jahr 2022 gab es mit den «BirdLife-Naturjuwelen» erneut einen grossen Schub in der praktischen Arbeit auf lokaler und kantonaler Ebene (siehe Interview mit Suzanne Oberer).

Langer Atem

Auch die Artenförderung machte unter dem Präsidium von Suzanne Oberer einen grossen Sprung nach vorne. Zielstrebig konnte der heutige Geschäftsführer Raffael Ayé in dieser Zeit die Förderung prioritärer Arten immer weiter ausbauen. Dass es dabei manchmal einen langen Atem braucht, zeigt der Steinkauz. Beinahe wäre er um die Jahrhundertwende in der Schweiz ausgestorben. Als Suzanne Oberer noch Präsidentin des Kantonalverbandes Baselland war, startete BirdLife Schweiz mit den ersten Projekten, damit sich der gefährdete Kauz wieder in der Nordwestschweiz ansiedeln würde. 2023, im letzten Jahr unter Suzanne Oberers Präsidentschaft, siedelte sich nach über vier Jahrzehnten endlich wieder ein Steinkauz-Paar in «ihrem» Baselland an.

Auch die politische Arbeit von BirdLife Schweiz entwickelte sich stark, obwohl Erfolge hier etwas schwieriger zu erreichen sind. Im ersten Jahr unter Suzanne Oberers Präsidentschaft kämpfte BirdLife Schweiz für einen guten Aktionsplan Biodiversität. Der Kampf sollte über ihre gesamte Amtsdauer bis zum heutigen Zeitpunkt fortdauern. Ein grosser Erfolg war das Referendum gegen das missratene Jagdgesetz. Nach einer intensiven Abstimmungskampagne hat das Stimmvolk am 27. September 2020 das Jagdgesetz abgelehnt. Damit konnte verhindert werden, dass Biber, Luchs, Graureiher und andere Arten auf eine Abschussliste wie der Wolf kamen.

An vorderster Front unterstützte Suzanne Oberer die Lancierung und Einreichung der Biodiversitätsinitiative, auch als Mitglied des Initiativkomitees. Im Verbund mit den Partnerorganisationen steuerte BirdLife Schweiz rund einen Viertel der nötigen Unterschriften bei. Und während der Amtszeit von Suzanne Oberer akzentuierte sich ein weiteres Thema in der Schweizer Politik immer mehr: die Energiewende. Damit kam die Natur paradoxerweise noch stärker unter Druck, weil die Politik den Klimaschutz teils auf Kosten des Biodiversitätsschutzes angehen wollte. Vorstand und Geschäftsführung mussten sich mit unzähligen Gesetzesbestimmungen auseinandersetzen und immer abwägen, wie der Natur und dem Klima am besten geholfen ist: entweder mit einer klaren Opposition – und damit der Gefahr, dass wichtige Bestimmungen dem Klimaschutz zuwiderlaufen – oder mit der Strategie, wenigstens sichernde Bedingungen für die Lebensräume und Arten herauszuholen.

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Suzanne Oberer mit ihrem Vorgänger Ruedi Aeschbacher und mit dem Nachfolger Thomas Lüthi. © BirdLife Schweiz

Menschen für die Natur begeistern

Ein besonderes Anliegen war Suzanne Oberer immer auch die Sensibilisierung der Bevölkerung. So trieb sie zusammen mit anderen auch den Aufbau weiterer BirdLife-Naturzentren voran. In ihrer Amtszeit konnten das Naturzentrum am Klingnauer Stausee und jenes am Pfäffikersee eröffnet werden.

Intern war Suzanne Oberer vor allem durch die Corona-Pandemie stark gefordert. Obwohl viele Vorstandssitzungen, mehrere Delegiertenversammlungen und sogar eine BirdLife-Naturschutztagung online durchgeführt werden mussten, hielt sie den Verband mit ihrer offenen, positiven Art zusammen. Gefordert war sie auch, als der langjährige Geschäftsführer pensioniert wurde. Dank Suzannes sorgfältiger Planung gelang der Generationenwechsel von der alten Geschäftsführung mit Werner Müller und Christa Glauser zur neuen mit Raffael Ayé und Martin Schuck perfekt.

BirdLife Schweiz hat sich in den vergangenen neun Jahren stark entwickelt. Dass sich der Verband bei der Stabübergabe auf gutem Weg befindet, zeigt sich auch am Wachstum der Mitgliederzahl. Diese nahm von 2015 bis 2022 von 63 520 um etwa 10 % auf 69 440 zu. BirdLife Schweiz dankt Suzanne Oberer ganz herzlich für ihren unermüdlichen Einsatz. Wir wünschen ihr alles Gute im Ruhestand! Ihrem Nachfolger Thomas Lüthi wünschen wir einen guten Start.

Dr. Beat Wartmann ist der Vizepräsident von BirdLife Schweiz.

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